Privateer - das Erwachen

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Da er - im Augenblick zumindest – nicht offiziell zur Fahndung ausgeschrieben wurde, begab Deacan sich zu später Stunde wieder zum Raumhafen von Hermes.
Erstens wollte er nach Monica und Jenna Ausschau halten, zweitens wollte er noch einmal mit Joe, dem Besitzer des Sinner’s Inn sprechen. Es war ausgesprochen ruhig, er lief zwar mehrfach anderen Söldnern über den Weg, die grüßten ihn aber nur freundlich und gingen dann wieder ihres Weges. Innerlich war Deacan aber sehr unruhig. Er ahnte, das Ricards nicht so ohne weiteres die Sache auf sich beruhen lassen würde.
Sein erstes Ziel waren aber die Anschlagtafeln des CCN. Er wollte es nicht riskieren, einen Auftrag der Gilde anzunehmen, da Ricards dann wüsste, wo er sich befand. Zudem: Credits konnte man immer gut gebrauchen, auch wenn die Prämien der CCN alles andere als üppig waren.
Er war allerdings nicht der einzige, der hier nach einem Job suchte. Vor ihm stand eine junge Dame, die sich offensichtlich zum ersten Mal ins Terminal des CCN-System einloggte. Amüsiert beobachtete Deacan die Bemühungen des dunkelhaarigen Girls, Zugriff zu bekommen. Sie strich immer wieder einzelne Haarsträhnen aus ihren Gesicht und verlor langsam die Geduld. Nervös sah sie sich um, war sich aber wohl zu fein, um Hilfe zu bitten.
„Verflucht, wieso funktioniert das Ding nicht!”
Sie trat wütend gegen die Bodenplatte. Deacan hatte genug gesehen.
„Versuchen Sie es mal mit Freundlichkeit.” Er bekam einen Blick zugeworfen, der nur eines bedeuten konnte: du kannst mich mal! Sie holte tief Luft, stemmte ihre Arme in die Hüfte und drehte sich langsam um. Deacan verzog jetzt keine Miene.
„Also?”
„Also was? Hören Sie, ich brauche keine Hilfe, verstanden?” Der Söldner fuhr sich mit der Hand quer übers Gesicht.
„Sicher? Wann soll ich dann wieder kommen, ich meine, wann sind Sie fertig, mit was auch immer?”
Sie zeigte auf das Display. „Hören Sie, was kann ich dafür, wenn dieses blöde Ding hier meine ID-Karte nicht anerkennt?” Deacan sah nach unten, um sein Grinsen ein wenig zu verbergen.
„Nun, die ID-Card allein genügt nicht, um hier Zugriff zu bekommen.” Jetzt war sie es, die versuchte, ihren Blick zu verstecken. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Er sah sie jetzt wieder an, so ganz war das Grinsen aber noch nicht aus seinen Mundwinkeln verschwunden. Er trat einen Schritt auf sie zu.
„Darf ich...?” Sie nickte leicht. Er griff nach ihrer Hand, sie zog sie zurück.
„Moment, so haben wir nicht gewettet!”
Deacan wies auf eine kleine Fläche neben dem Anzeigendisplay.
„Dort müssen Sie ihre Hand drauflegen. Sie wird eingescannt, um sicher zu gehen, dass ihre ID-Card nicht von Fremden benutzt wird.” Sie wirkte etwas beschämt, legte aber ihre Hand auf die Scannerfläche. „Merken Sie sich, welche Hand Sie da drauf hatten. Ihr Name?”
Sie sah ihn wieder seltsam an. „Nicht für mich, für Ihren Zugang.”
„Ach ja, nun - McCumber, Chyna McCumber.” Plötzlich erschien auf dem Display die Worte „Willkommen”.
Deacan machte eine einladende Handbewegung. „Sehen Sie, und genau so machen Sie das jetzt jedes Mal. Übrigens, Sie sind gerade fünfzig Credits los geworden.”
„Wieso?”
„Die übliche Anmeldegebühr. Ist aber nur einmal zu zahlen. Sie sollten sich nach Anhur begeben, dort befindet sich die Zentrale der CCN. Wenn sie sich dort als Privateer melden, bekommen Sie jedes Mal, wenn sie das CCN-System nutzen, eine aktuelle Liste mit kleinen Kampfaufträgen, die einigermaßen Geld einbringen.” Sie wandte sich dem Display zu, Deacan trat respektvoll einige Schritte zurück.
„Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich meine als kleines Dankeschön?” Sie drehte ihren Kopf in Richtung ihres Gesprächspartners.
„Nun gut, warum auch nicht.” Deacan ließ seinen Blick an ihr auf und ab wandern. Sie war wohl noch sehr jung, vielleicht Mitte Zwanzig. Möglicherweise stand ihm ja noch ein netter Abend bevor.
Er ließ es sein, selbst noch einmal das CCN-System zu nutzen, und verließ mit seiner neuen Bekanntschaft das Handelszentrum, dass er bereits beobachtet wurde, bemerkte er noch nicht...

Seine Begleitung zeigte Geschmack, zumindest was das Lokal anging. Zwar war Deacan nicht unbedingt ein Freund der Kochkünste vom Planeten Hermes, aber da er die Rechnung diesmal nicht selber tragen musste, war ihm das egal.
Sera McCumber schien sich auf Hermes gut auszukennen, sie steuerte ohne Umweg sofort ihr Ziel an. Deacan versuchte sich die Umgebung irgendwie einzuprägen, er kannte diesen Stadtteil, der anscheinend zu der Oberschicht von Hermes gehörte, nicht besonders gut und wollte langes Suchen zum Raumhafen verhindern.
Schließlich erreichten sie ein Lokal mit Namen Saint Croix. Von außen wirkte es sehr teuer, alles war im neofranzösischen Stil erbaut. Sogar der Anstrich der Fassade schien mindestens einmal im Jahr erneuert zu werden.
Der Ober empfing Sera McCumber mit freundlichen Worten, daraus schloss Deacan, dass sie hier öfter zu essen pflegte. Die Blicke, die der Ober allerdings für Deacan übrig hatte, waren nicht gerade sehr freundlich.
Okay, er war halt nur ein Söldner, er rasierte sich nicht jeden Tag, aber auch er atmete nur Luft... Deacan war das aber gewöhnt, er schwieg und folgte seiner neuen Bekanntschaft zum Tisch.
„Schon mal hier gewesen?”
Er wollte erst ja sagen, sah sich kurz um. „Nicht direkt, ich war aber schon mal in der Nähe.”
Gut gelogen. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Keine zwei Tische weiter saßen zwei ältere Paare, die sich von Deacans Aufzug gestört fühlten. Jedenfalls wurde dort immer wieder auf Deacan gezeigt und getuschelt.
Der Privateer warf den Leuten einen Blick zu, der eiskalt seine Meinung widerspiegelte. Chyna McCumber griff sich die Speisekarte.
„Soll ich für Sie wählen?”
Deacan lehnte sich gelangweilt über den Tisch. „Bitte, wenn es Ihnen Spaß macht.”
Sie sah leicht über die Karte auf ihren Gast. „Wissen Sie, was ich unfair finde? Da lade ich einen wildfremden Mann ein, und der verschweigt einfach seinen Namen.” Deacan glaubte ein leichtes Funkeln in ihren Augen zu erkennen.
„Ser Deacan Tron. Reicht das, oder soll ich noch meine Lebensgeschichte dazu packen?”
Sie senkte die Karte. „Warum denn so unfreundlich? Das waren doch Sie, der da sagte: versuchen Sie es mal mit Freundlichkeit, oder?”
„Tut mir leid, aber irgendwie ist das heute nicht mein Tag.”
Der Privateer mühte sich ein Lächeln ab. Der Kellner erschien mit Getränken auf einem Tablett. Er griff zur Weinflasche, hielt sie ihr unter die Nase. „Wie immer, ein Wein vom Feinsten.” Sie nickte zustimmend, der Kellner begann, einzuschenken.
Deacan sah eher zufällig in das Glas, das der Kellner vor ihm abstellte. Und sein Blick wurde ernst. Denn in dem klaren Wein sah er sehr deutlich einen kleinen roten Lichtpunkt, der mit Garantie nicht von der Deckenbeleuchtung stammte. Ein Laser, wie er normalerweise auf Schusswaffen montiert wurde! Der dazu passende Schütze musste irgendwo in der Nähe sein, er hatte aber keine freie Schussbahn, das erkannte Deacan schnell. Er rückte seinen Stuhl ein wenig weiter in den Raum, um zu verhindern, dass das Zielgerät ihn doch noch erfassen würde. Sein Blick blieb an McCumbers Tasche hängen.
„Sagen Sie, haben Sie vielleicht etwas Make-up wie zum Beispiel Puder dabei?” Sie sah ihn komisch an.
„Glänzt meine Nase, oder brauchen Sie es für Ihre? Sagen Sie, Sie sind doch normal, oder etwa nicht? Gibt es etwas, was ich nicht weiß?”
Ups. Der Söldner begriff, die Frage war blöd, trotzdem, er brauchte genau das, wonach er gefragt hatte. Also, anders.
„Wissen Sie, was ein Zielpunktprojektor ist?” Er wies auf sein Glas. Jetzt sah auch sie den roten Lichtpunkt.
„Puder, richtig?” Deacan nickte, sie griff in ihre Handtasche und zog eine kleine Dose hervor.
„Und wozu?” Deacan antwortete nicht, er öffnete die Dose, und blies ein wenig des Puders in die Luft. Zwischen den Staub konnte man jetzt sehr deutlich den Richtstrahl sehen.
„Sehen Sie, das Zeug ist nicht nur fürs Näschen da. Ich glaube, da will doch jemand tatsächlich auf uns schießen. Und der das versucht, sitzt da drüben in dem Haus. Zweite Etage, würde ich mal so sagen.”
„Und nun?”
„Statten wir ihm doch einen kleinen Besuch ab.” Er zeigte in Richtung Küche. „Wir nehmen den Hinterausgang. Ich hoffe, dass Sie nicht allzu böse sind, ich meine wegen des Essens und so.”
Sera McCumber zuckte kurz mit den Schultern, wollte aber wenigstens noch einen Schluck Wein zu sich nehmen. Deacan stand auf, immer bemüht, den Richtstrahl aus dem Weg zu gehen. Er schob den Kellner grob beiseite, dann griff er ihre Schulter und zog sie mit sich.
Sie behielt das Glas in der Hand und folgte Deacan. Der kämpfte sich durch die Küche. Dort reagierte man gelassen auf sein Erscheinen, man kannte ihn nicht und wollte wohl auch nicht wissen, wer er ist und was er hier zu suchen hatte. Es wäre ja möglich, dass er sauer reagieren und einigen Leuten möglicherweise die Hälse umdrehen könnte. Vorbei an Kochtöpfen, Pfannen und allerlei Geschirr erreichten sie den Hinterausgang.
Deacan orientierte sich kurz, dann suchte er nach einer Möglichkeit, den Gegner vor seinen Scanner zu bekommen. Er fand sie schließlich in Form einer kleinen Mauer, er kletterte hinauf und konnte somit über das Dach des Lokals sehen. Sera McCumber wartete unten ungeduldig.
„Und? Was ist jetzt?”
Deacan sah kurz nach unten. „Moment noch.” Er griff zum MACS und stellte den aktiven Scann ein. Das Gerät zeigte innerhalb von Sekunden einen Grundrissplan des Gebäudes und suchte dann nach Wärmequellen.
Etage für Etage. In der zweiten dann: Volltreffer! Für das ungeübte Auge war kaum ein Unterschied zwischen den unzähligen Plasmaleitungen und der dort anwesenden Person auszumachen, Deacan allerdings erkannte die leichten Bewegungen der Zielperson. Sonst schien niemand im Haus zu sein. Zufrieden begab er sich wieder nach unten. Sera McCumber kam interessiert näher, sie versuchte einen Blick auf seinen Scanner zu erhaschen. Der hielt ihr das Gerät kurzerhand unter die Nase.
„Zwei Wege führen nach oben. Der eine ist versperrt, mit jeder Menge Müll. Aber der hier ist ideal, um mal kurz Hallo zu sagen.”
Deacan wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie ihn zurückhielt.
„Eine Frage bitte. Ist es normal, dass Sie als Zielscheibe dienen? Oder ist das heute hier das erste Mal?”
Deacan wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
„Die Wahrheit?”
Sie sah ihn aufmerksam an. „Nun ja, wie soll ich es sagen - es gibt Tage, da geht alles schief. So wie heute. Aber ich werde Ihnen das später erklären, in Ordnung? Sehen Sie es einfach als kleines Abenteuer am Rande.”
Eigentlich würde sie sich nicht damit zufrieden geben, aber irgendwie schien die Aussicht auf etwas Adrenalin sehr verlockend zu sein.
Sie machte eine Handbewegung, als würde sie Deacan einladen, zu was auch immer. Der nickte zustimmend und begab sich leise und langsam auf das zuvor gescannte Haus zu.
Offenbar hatte der Schütze immer noch nicht gecheckt, das Deacan und McCumber schon auf und davon waren. Jedenfalls zeigte das MACS ganz deutlich, dass er noch immer am Fenster kniete und sein Ziel suchte. Er bemerkte auch nicht, wie sein Ziel und dessen Begleitung die Gasse überquerten und durch die aufgebrochene Tür eintraten.
Licht gab es hier keines, aber das Restlicht von der Strasse genügte auch. Sera McCumber zeigte in Richtung des Liftes, aber Deacan entschied sich dagegen. Erstens war der Lift vermutlich sowieso nicht mehr in Betrieb, und selbst wenn, wäre das eine erstklassige Falle für beide. Der Attentäter müsste schon taub sein, um den Lift zu überhören.
Also blieb die Treppe. Die war allerdings auch nicht besser, der Zahn der Zeit hatte deutliche Spuren an ihr hinterlassen. Jeder Schritt, jede Stufe höher wurde mit knarrenden Tönen begleitet. Deacan zog die Stirn in Falten. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
Als sie endlich die gewünschte Etage erreichten, tauchte ein neues Problem auf. Sera McCumber bemerkte es zuerst. Etwa in Kniehöhe hatte jemand einen dünnen Draht gespannt. Deacan griff zum MACS. Sprengstoff. Das Zeug war rechts und links an die Wände geschmiert und dann verkabelt worden. Der Scann zeigte, dass hier ein Profi am Werk war. Polycybriat. Extrem selten und teuer. Man konnte es wie Farbe auf Wände und Treppen verteilen, und der Transport war kinderleicht, erst wenn man es trocknen ließ, wurde es teuflisch, schon kleine Berührungen reichten zur Zündung.
Zum Endschärfen war keine Zeit, man kletterte vorsichtig über den Draht. Mit dem Rücken zur Wand ging man weiter in Richtung des vermeintlichen Täters. Die Tür zu dessen Raum stand leicht offen, Deacan versuchte, einen kurzen Blick in das Innere zu werfen.
Dummerweise warf er so ungewollt einen Schatten in den Raum, den der Täter offenbar bemerkte. Jedenfalls hörte er das Geräusch eines Blasters, der geladen wurde.
Er sah kurz auf McCumber, die begriff sofort: Runter! Zahllose Schüsse durchsiebten die Wand, einige davon verfehlten Deacan nur knapp. Das wirklich Dumme an diesen Waffen war nur, dass sie sehr, sehr oft feuern konnten, bevor ihre Energie zur Neige ging.
Sera McCumber griff in ihre Handtasche, und zog ein kleines Gerät heraus.
„Das ist ein Geschenk von meinem Dad. So eine Art Mittel gegen Typen wie den da.”
Sie wies Deacan an, sich die Ohren zu zuhalten, dann warf sie ihr „Mittel” zu dem immer noch schiessenden Kerl in den Raum. Zunächst geschah nichts.
Dann aber brach die Hölle los. Ein Kreischen, das durch Mark und Bein ging. Deacan versuchte erst gar nicht, sich vorzustellen, wie es wohl dem Kerl auf der anderen Seite der Wand erging. Nach etwa zehn Sekunden war es dann vorbei. Die Stille war einfach befreiend.
Deacan hob vorsichtig den Kopf. Mit all dem Kalk und Mauerwerk, der von ihm herab rieselte, musste er einen bizarren Anblick bieten. McCumber sah aber auch nicht anders aus.
„Gibt es dieses Mittelchen auch auf Rezept?”
Er stand auf, aber langsam. Er wollte erst die Tür öffnen, doch sie kam ihm zuvor. Sie betrat den Raum, wedelte mit der Hand den Staub weg.
„Da liegt der Komiker. Ich fürchte nur, dass der vorläufig keine Fragen beantwortet. Der dürfte nämlich taub sein.”
Deacan zeigte kein Interesse an ihrer Bemerkung, das hier war eindeutig wichtiger. Der Schütze lag mit dem Gesicht zum Boden, Blut lief aus seinen Ohren, offenbar waren ihm beide Trommelfelle geplatzt. Der Söldner drehte ihn auf den Rücken.
Nein, dieses Gesicht kannte er nicht. Seine Kleidung ließ auch keine Rückschlüsse auf seine Herkunft zu. Auf der Suche nach Hinweisen durchsuchte er die Hosentaschen des Unbekannten.
Wieder nichts. Keine ID-Card, nichts. Nur der Blaster sowie die Scharfschützenwaffe blieben noch.
„Und?”
Sera McCumber stand hinter Deacan, sie sah ihm über die Schulter.
„Nichts zu machen. Die Seriennummer fehlt, rausgeätzt. Vermutlich stammt die Waffe aus alten Armeebeständen.”
Er warf noch mal einen Blick auf den Täter. Der war noch immer ohne Bewusstsein, und dieser Zustand würde auch noch einige Zeit andauern. Sera McCumber ging jetzt auch in die Knie, sie wollte Deacan wohl irgendwie helfen.
„Was ist mit seiner Uhr?” Sie wies auf das Handgelenk.
„Nun, davon gibt es Tausende. Ist keine Sonderanfertigung, und nicht viel wert. Lass sie ihm.”
Doch die Dame war neugierig. Bei ihrer kleinen Untersuchung rutschte der Ärmel des Unbekannten ein wenig nach oben. Auf der Haut wurde eine Zeichnung sichtbar, ein Tattoo.
Jetzt fand auch Deacan sein verlorenes Interesse wieder. Er zog den Ärmel ganz nach oben. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch.
„Schau an, der Kiowan-Clan macht also auch Hausbesuche.”
Sera McCumber verstand nicht ganz, was ihr Gegenüber damit meinte. „Wie bitte?” Deacan strich sich nachdenklich übers Haar.
„Ein Kiowan. Ich schätze mal, der wird sicher irgendwo gesucht. Das ist nichts weiter als ein Pirat. Abschaum, Müll oder wie ich sie nenne: Prämie. Allerdings habe ich noch nie gehört, das diese Typen Aufträge zum Mord annehmen. Dafür gab es bisher Söldner.”
„So wie du?”
Deacan wandte seinen Blick vom Piraten ab, hin zu Sera McCumber. „So wie ich.” Sie rückte etwas näher an ihn heran.
„Was machen wir mit dem da?”
„Der medizinische Dienst wird sich um ihn kümmern. Wir sind dann aber schon weg.”
„Soll das heißen, sie erstatten keine Anzeige?”
Deacan stand auf. „Zwecklos. Der lebt sowieso nicht lange genug, um zu plaudern. Seine Freunde werden dafür sorgen. Da ist selbst die CIS machtlos. Vor allem hier auf Hermes.”
Er deutete ihr mit einer Kopfbewegung an, zu gehen. Danach rief er über das MACS den Notarzt. Vermutlich würde der Kiowan inmitten des Transports verschwinden. Oder der Transport selbst würde in die Luft fliegen. Die CIS wäre so oder so nicht in der Lage, die Sache zu verhindern.
Deacan gingen Tausende Gedanken durch den Kopf. Schon wieder Kiowan. Erst im All, jetzt hier. Eine Verwechslung konnte er ausschließen, in der heutigen Zeit gab es so etwas wie Irrtümer nicht mehr.
 
So richtig hatte Deacan jetzt keine Lust mehr, Essen zu gehen. Doch Sera McCumber konnte ihn überreden, offenbar hatte der kleine Zwischenfall ihr nicht den Appetit verdorben. Diesmal wählte Deacan das Lokal, es gab Fast Food in Form von Hotdogs. Dazu einfaches Bier.
Sera McCumber wirkte zunächst skeptisch, als sie dann jedoch erkannte, dass es Deacan offenbar schmeckte, begann auch sie zu essen. Dabei kam man ins Gespräch.
Sie war die Tochter eines wohlhabenden Firmenbesitzers, der sein Geld mit diversen Frachtern gemacht hatte und wohl auch an den einzelnen Börsen tätig gewesen war. Seine Frau schien dabei so etwas wie seine rechte Hand zu sein. Ursprünglich sollte Sera McCumber in die Firma einsteigen, doch sie stellte sich stur und setzte ihren Kopf durch. Pilotin, das war ihr Traum.
Ihr Vater finanzierte ihr das seltsame Hobby, sie zeigte sogar etwas Talent und flog anfangs als Begleitung für seine Frachtschiffe. Kurze Zeit später wollte sie aber mehr Action.
So kam es, dass sie sich ein wenig umhörte, bis sie die vielleicht schlimmste Ecke im Tri-System fand, Hermes mit Namen. Ihr Weg dorthin lief über mehrere Umwege, sie hatte hier und dort Arbeit angenommen, war aber stets bemüht gewesen, immer näher an das Hermes-System zu gelangen. Das Geld wurde dabei niemals knapp, ihr Dad überwies regelmäßig größere Summen auf ihr Konto.
Auf Hermes angekommen, kam sie hier nach kurzer Zeit mit der üblichen Arbeitsuche nicht weiter, man brauchte keine ehrlichen Piloten, und Frachter machten meist einen riesigen Bogen um Hermes, zumindest wenn sie teures Gut an Bord hatten. Blieb also nur das CCN-System.
Dort begegnete sie dann Deacan.
Dieser erzählte allerdings nur zögernd von sich selbst, dass er auf Tersa zur Welt kam, dass sein Vater Frachterpilot war und ums Leben kam, als er noch sehr klein war, dass seine Mutter daraufhin einen Job in einer Bar angenommen hatte und er meist allein zu Hause war, bis er mit achtzehn Jahren abhaute und als Bordschütze auf einem Shuttle anfing. Dort lernte er das Fliegen von A bis Z, ein Jahr später hatte er genug Geld, um sich einen kleinen Jäger zu kaufen.
Er flog anfangs eher zum Spaß, doch zeigte sich sehr schnell, dass er Talent zum Raumkampf besaß und Wingman eines Veteranen wurde. Der schulte dann seine Instinkte und Fähigkeiten. Deacan wurde sehr schnell zum verhassten Kopfgeldjäger, sein Konto wuchs unaufhörlich, sodass er seiner Mutter Geld zukommen ließ. Die lehnte es anfangs ab, als Deacan sie aber besuchte, machte er ihr klar, dass er es nur gut meinte und sie seiner Meinung nach ein besseres Leben verdienen würde. Seitdem sahen sie sich ein-, vielleicht zweimal im Jahr.
Deacan machte Sera McCumber auch klar, dass ein professioneller Privateer keinen wirklich großen Freundeskreis besaß. Das Leben war meist zu kurz, um Freundschaften zu pflegen. Sicher, noch ein paar Jahre und er könnte sich zur Ruhe setzen.
Aber die Fliegerei im All, das war wie eine Sucht. Deacan war sich sicher, dass man eines schönen Tages seine Leiche aus dem Cockpit kratzen würde. Sera McCumber wollte mehr hören und vor allem sehen, sie bat Deacan, mal mit auf Tour kommen zu dürfen. Der sagte dazu nichts, sondern zuckte nur mit den Schultern.
Für sie hieß das: Vielleicht. Sie beschloss, ihn zu begleiten, zumindest bis er etwas gegenteiliges sagen würde. Und wenn er das tun würde, hätte sie zig Möglichkeiten, ihn zu überreden. Denn wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte, blieb sie stur und beharrte darauf, bis sie ihren hübschen Kopf durchgesetzt hatte.
Deacan ahnte nicht mal, was er sich da aufgehalst hatte. Die Zeit verging während der kleinen Plauderei sehr rasch, als Deacan kurz auf seine Uhr sah, fielen ihm Monica und Jenna wieder ein. Die zwei warteten mit Sicherheit im Sinner’s Inn auf ihn. Um Sera McCumber nicht einen Korb geben zu müssen, lud er sie kurzerhand ein, mitzukommen.
Und die sagte nicht nein, sie hatte sozusagen Blut geleckt und wollte mehr. Wo dieser Privateer war, da konnte Gefahr nicht weit sein. Die kleine Millionärstochter glaubte, endlich einen Weg gefunden zu haben, um ihren Durst nach Abenteuern stillen zu können.
Auf dem Weg zum kleinen Sünder, wie Joe`s Kneipe unter Piloten auch genannt wurde, war Sera McCumber ungewöhnlich still. Deacan bemerkte ihr Verhalten, er sah, dass sie ständig ihre Augen durch die Gegend wandern ließ. Sicher, er wusste, das Kiowans niemals zweimal den selben Fehler machen. Sie hatten ihn weder im All noch auf festem Boden erwischt. Das nächste Mal würde jemand anderes mitmischen. Vermutlich ein anderer Clan. Oder ein Söldner, der heiß auf ein Kopfgeld war.
Obwohl Deacan nicht daran glaubte, dass die Kiowans Geld dafür zahlen würden. Nicht, dass so etwas noch nie getan hätten. Vor einigen Jahren boten die Kiowans eine sehr hohe Summe für die Ermordung eines CIS Piloten, der eine Art Privatkrieg gegen sie führte. Es fanden sich tatsächlich einige Piloten, die dumm genug waren, den Auftrag anzunehmen. Das Ergebnis waren zehn tote Söldner und jede Menge toter Kiowans. Kurze Zeit später schlug der Tod dann doch zu, eine gekaufte Nutte vergiftete das CIS-Mitglied, um einen Tag später, als die Fahndung nach ihr lief, selber im Leichenschauhaus einzutreffen.
Eben Alltag hier.
Im kleinen Sünder war es voll wie immer. Unser Privateer hatte diesmal keine Schwierigkeiten mit netten Menschen, die sich für sein Geld interessierten. Er ließ seinen Blick quer durch den Raum schweifen. Joe stand hinter dem Tresen, er erkannte seinen Gast sofort und nickte ihm zur Begrüßung zu. Auch Monica und Jenna waren unter den Gästen, sie saßen weiter hinten in einer Ecke.
Deacan sah auf Sera McCumber, dann zeigte er in Richtung Tresen.
„Hören Sie, setzen Sie sich da drüben hin und bestellen Sie etwas. Ich komme gleich nach.”
Mit diesen Worten ging er auf Jenna und Monica zu. McCumber sah ihm hinterher. Als sie erkannte, wohin er ging, wurde sie leicht ärgerlich. Soso, keine Freundschaften. Aber für schnelle Bettbekanntschaften hatte er also Zeit. Sie setzte sich in Richtung Tresen in Bewegung. Dort angekommen, setzte sie sich auf einen der vielen Barhocker, bestellte ein Bier und versuchte, Deacan irgendwie im Auge zu behalten.
Der hatte inzwischen den Tisch von Monica und Jenna erreicht. Man begrüßte sich sehr herzlich, mit Umarmung und flüchtigem Kuss. Deacan setzte sich zu ihnen. Nun, sehen konnte Sera McCumber alles, nur hören nichts. Vor allem bei dem Lärm hier. Innerlich platzte sie vor Neugier und hoffte, dass Deacan ihr erzählen würde, was er dort zu besprechen hatte.
Der war in ein sehr konstruktives Gespräch vertieft. Jenna legte die Metallpins, die sie von Deacan erhalten hatte, auf den Tisch.
„Wenn du wieder mal Hilfe brauchst, ruf nach uns.” Deacan griff sich seine Pins, dann lehnte er sich leicht über den Tisch.
„Ihr solltet besser von hier verschwinden. In letzter Zeit ist die Luft in meiner Nähe alles andere als gesund. Also, wo wollt ihr hin?”
Monica überlegte kurz. „Du stehst also zu deinem Wort?”
„Hast du etwas anderes erwartet?”
„Nein. Wir haben uns geeinigt.” Sie zeigte auf Jenna. „War nicht gerade leicht. Wir wollen nach Anhur.” Deacan nickte. Er griff zum MACS.
„Ich reserviere für euch einen Flug, heute noch.” Das Gerät lieferte in wenigen Sekunden die Buchungsbestätigung.
„Auf euren ID-Cards sind die Tickets drauf. Wenn ihr dort seid, fragt am Informationsterminal nach Ser Gerald Neils. Ich kenne ihn seit Jahren. Er wird euch ein Quartier und Arbeit verschaffen. In Ordnung?”
„Wer genau ist dieser Neils?”
„Er leitet die CCN Operationen auf und um Anhur, ich fliege oft für ihn. Im Gegenzug hilft er mir, wenn ich Personen unterbringen muss.” Jenna schien überrascht zu sein.
„So etwas passiert öfter?”
Deacan lehnte sich zurück. „Was glaubst du? Ich beseitige nicht nur Piraten, manchmal muss ich auch Personen schützen. Und Neils ist dabei ein wichtiger Partner. Gebt ihm das, er weiß dann, was zu tun ist.” Deacan griff in die Tasche, und legte eine kleine Anstecknadel in Jennas Hand. Die sah sich das Schmuckstück gleich näher an.
„Was ist das?”
„Nun, es gehört Neils. Immer, wenn ich jemanden zu ihm schicke, bekommt die betreffende Person diese Nadel. Sozusagen eine Art von Erkennungssignal. Er wird nach einem Passwort verlangen, um sicher zu gehen, dass ihr keine Betrüger seid. Sagt dann einfach: Storm. Mein Jäger trägt diesen Namen. Noch Fragen?”
Nein, es gab keine mehr. Beide verabschiedeten sich von Deacan mit der gleichen Herzlichkeit wie anfangs zur Begrüßung. Dann verließen sie auf schnellsten Wege die Kneipe. An den Tresen schien schon ein Bier auf Deacan zu warten, zumindest hob Joe, der Barkeeper, ein solches hoch und wies Deacan an, doch näher zu kommen. Der ließ sich das nicht zweimal sagen, er nahm neben Sera McCumber Platz und griff nach dem Glas.
„Ist das der Zeitvertreib eines Privateers?”
Deacan sah seiner Begleitung ins Gesicht. Da war es wieder, dieses Funkeln in ihren Augen, diesmal wirkte es aber anderes.
„Die beiden haben mir einen kleinen Gefallen getan, mehr nicht.”
Er setzte sich das Glas an die Lippen, nahm einen Schluck und stellte es dann wieder ab.
„Soso, einen Gefallen. Der hat bestimmt Spaß gemacht, wenn man auf solche Gefallen steht.”
In ihrer Stimme waren deutlich Stimmungsschwankungen zu hören.
„Spaß?”
„Ja sicher. Wer könnte schon nein sagen, bei dieser Aufmachung.” Deacan überlegte kurz, dann zierte ein Lächeln sein Gesicht. „Waren sie schon mal auf Janus IV?”
„Was hat das damit zu tun?”
„Sie wären überrascht. In den dortigen Bars haben die Frauen noch viel weniger an als die zwei von eben.”
Sie griff hastig zum Glas. „Noch weniger? Gibt es denn dort keine Sittengesetze?” Deacan gab Antwort. „Janus ist so etwas wie ein Mekka der Vergnügungssüchtigen. Ob Mann, ob Frau, dort kriegt jeder, was er oder sie will. Und glauben Sie mir, die beiden sind harmlos dagegen.” Er wollte erst das Thema wechseln, dann kam ihm jedoch ein anderer Gedanke.
„Eifersüchtig?”
Sera McCumber spielte die Entrüstete. „Ich? Hören Sie mal, was denken Sie sich eigentlich?” „Ihre Reaktion auf mein kleines Meeting eben erinnerte mich fast ein wenig an eine Frau, die ihren Mann zurecht weißt.” Sie lachte kurz höhnisch. Deacan lockerte das Gespräch wieder auf. Er hob sein Glas.
„Vorhin, da haben sie kurz das „Sie” vergessen. Wie wäre es, wenn es dabei bliebe?”
McCumber sah auf. Warum auch nicht. „Also, dann: Chyna.” Sie hob ebenfalls ihr Glas. „Deacan.“
„Wie wäre es, haben Sie, nein- hast du Lust, nachher mit in den Hangarbereich von Hermes zu kommen? Ich würde gerne einen Blick auf deinen Jäger werfen. Es ist immer interessant, mal zu sehen, wie andere die Gefahren da draußen meistern.”
„Nun gut, aber nur, wenn ich im Gegenzug deine Maschine mal von innen kennen lerne.“
Ein Lächeln ging über Chynas Gesicht. „Hast du Liegesitze?”
Sie rückte näher an Deacan heran, verführerisch schlug sie die Beine übereinander. Der Söldner setzte das Glas ab.
„Ich glaube eher nicht. Die Drakkar ist nicht für so etwas geeignet. Ein wenig zu eng, würde ich mal sagen.”
„Schade. Aber egal, die Jendevi, die in meinem Besitz ist, ist genauso liebesfeindlich.”
„Darf ich kurz unterbrechen?” Deacan ließ seinen Blick von Chyna los. Joe Kane, der Barkeeper und Besitzer des Kleinen Sünders, war näher gekommen. Er entdeckte eine kleine Bierpfütze auf dem Tresen, mit der bloßen Hand wischte er diese weg.
Deacan hoffte auf Informationen. „Was haben Sie für mich?”
„Nicht sonderlich viel. Ich habe mir erlaubt, ein paar Leute zu befragen. Keine Angst, die sind in Ordnung und loyal. Sie wollen also Santana?”
Joe sah auf seine Hand, dann streifte er sie an seinem Hemd ab.
„Nichts lieber als das.”
„Dann viel Spaß. Es geht das Gerücht um, dass er mit der, sagen wir Unterwelt zusammen arbeitet.”
„Das ist nichts neues.”
„So? Kiowan. Es heißt, dass seine persönlichen Leibwächter ehemalige Kiowan sein sollen.”
Deacan sah kurz in die Runde. „Gibt es Beweise?”
„Sicher. Es scheint aber, dass alles unter der direkten Regie Santanas geschieht. Er versucht, die Kiowan gesellschaftsfähig zu machen. Wer weiß, wo diese Typen noch überall drin stecken.”
Dieser Satz war für Deacan ausschlaggebend. Er trank sein Glas aus und bedankte sich bei Joe. Zwar hatte dieser ihm nicht helfen können, was Santanas Reiserouten betraf, er versprach jedoch, sich weiterhin umzuhören.
Der Privateer hatte genug gehört und gesehen, er verließ mit Chyna die Kneipe und machte sich auf, um wie zuvor abgemacht, dem Raumhafen einen kleinen Besuch abzustatten.
 
Besides...He makes people interested in it. He is making it suspenseful. (I can only read a little german, so I'm waiting for the english version.)
 
Sie brauchten keine zwanzig Minuten dorthin, die Gassen waren menschenleer. Und die Gassen wirkten etwas sauberer, das fehlende Tageslicht ließ den Dreck zumindest für ein paar Stunden verschwinden. Alles in allem war es eine schöne Nacht, aber es fehlte etwas.
Vogelgesang.
Auf fast allen anderen Planeten mit Atmosphäre gab es Vögel, nur Hermes und Hades bildeten die Ausnahme. Der Hauptgrund hier war die Tatsache, dass es kein Wasser an der Planetenoberfläche gab. Es wurde mit enormem Aufwand aus der Tiefe herauf geholt und war zu kostbar, um es draußen in Teichen oder kleinen Seen zu vergeuden.
Die Temperaturen kletterten im Sommer bis auf über fünfzig Grad, kein Wasser hatte da die Chance, der Verdunstung zu entgehen. Wie gesagt, es gab hier keine Vögel, die Nächte waren unheimlich still, nur ab und zu unterbrochen von den Geräuschen der Triebwerke der startenden und landenden Jäger.

Der Hangarbereich konnte nur von den Piloten selbst betreten werden, wer kein MACS dabei hatte, kam erst gar nicht rein. Chyna besaß eine ältere Version dieses Gerätes, allerdings war es nur zum Zugang und zum starten ihrer Maschine zu gebrauchen. Die kleinen Spielereien, die Deacans MACS drauf hatte, wurden von ihr nicht benötigt. Zumindest jetzt noch nicht.
Der Hangarbereich selbst war schlichtweg gigantisch. In der Länge maß er fast achthundert Meter, er war siebzig Meter breit und komplett überdacht. Wenn man abheben wollte, wurde eine der vielen Dachluken geöffnet.
Das Verhalten hier waren extrem streng reglementiert. Kein Feuer, keine Schusswaffen. Man konnte Waffen kaufen, aber immer nur so viele, wie man am Jäger montieren konnte. Auf diese Weise versuchte man illegalen Waffenhandel zu unterbinden.
Die Piratenclans hatten allerdings eigene Bezugsquellen, egal wann und wo man auf sie stieß, ihre Maschinen waren stets in perfektem Zustand und ihre Raketenaufhängungen immer bestückt.
Chyna hatte enormes Interesse an Deacans Maschine, sie wollte diese unbedingt zuerst sehen. Der Söldner hatte nichts dagegen, er führte sie in den hinteren Bereich des Hangars.
„Da ist sie.”
Er zeigte auf einen kleinen Jäger im Militärlook. Chyna blieb davor stehen, sie zögerte einen Augenblick die Maschine zu berühren, Deacan nickte aber verständnisvoll.
„Was kann sie?” Chyna war hin und weg.
„Vierhundert Meter pro Sekunde, mit Nachbrennern über tausend. Vier Geschütze, zwei Typ Kraven Mark IV und zwei Masse-Ionen-Kanonen, drei Proxima und zwei Phytonraketen. Plus maximaler Ausrüstungsstandart, also Schildregenerator Typ drei, dasselbe gilt für den Nachbrennerbooster. Laserkühlsystem Typ vier. Und einen Notschild, der für etwa zwanzig Sekunden den Jäger unverwundbar macht. Er funktioniert mit Subraumtechnologie.”
„Ich habe davon gehört, es hieß aber, man könne es nur einmal verwenden.”
„Das war mal so. Die Spulen brauchen knapp fünf Minuten um sich wieder aufzuladen, das ist das einzige Problem dabei.”
„Noch etwas?”
Deacan zog die Stirn in Falten. „Reicht das nicht?”
Chyna pfiff leise durch die Zähne. „Das Ding muss doch einen Wahnsinnswert haben, oder?”
Deacan winkte ab. „Über Geld spricht man nicht.”
„Ach nein? Auch dann nicht, wenn es dabei um Missionsprämien geht?”
„Nun, das ist ein wenig anders. Im Gegensatz zu anderen Söldnern kann ich mir inzwischen meine Auftraggeber aussuchen. Man hat eben so seinen Ruf.”
Chyna schritt um den Schiffsbug herum, mit der linken Hand fuhr sie fast zärtlich über das Metall. Deacan verlor sie aus den Augen, er hörte aber ihre Schritte sehr genau.
„Ich dachte immer, Leute wie du würden mit Freij oder Faldari Jägern arbeiten.” Der Privateer ging auf Chynas vermeintliche Position zu, er ging geduckt unter seiner Maschine hinweg.
„Viele denken da genau wie du. Sicher, diese Jäger sind nicht schlecht, sie haben aber einen kleinen Nachteil.” Er hatte jetzt wieder Chyna vor Augen. Sie schenkte ihm einen kurzen Blick, um sich dann wieder der Drakkar zu widmen.
„Was für einen Nachteil?”
„Der Preis für Reparaturen. Die Dinger sind extrem empfindlich was Treffer angeht. Die Drakkar hier ist einfach und billig. Die meisten Piloten legen sich Repairdroids zu, um wenigstens einen Teil der Kosten zu verhindern. In der Regel fressen die Kosten für Wartung und Instandsetzung mehr als die Hälfte des Solds auf. Und darauf kann ich gerne verzichten.”
Deacans MACS meldete sich kurzerhand per Audiosignal und der Privateer ging auf Empfang. Er trat einige Schritte zur Seite, las kurz den Inhalt der Mail, die ihn erreicht hatte, dann steckte das Gerät wieder an seinen Platz.
„Sag mal, wo steht eigentlich deine Maschine?”
Chyna ließ ihren Blick nicht von der Drakkar, während sie Antwort gab. „Die steht noch in der Werkstatt. Willst du sie sehen?”
„Später. Wie ich sehe, hast du mehr Interesse an Technik als an Menschen, mh?”
„Tja, Maschinen lügen nicht. Entweder sie funktionieren oder nicht.”
Deacan überlegte kurz. Die Mail, die er eben gelesen hatte, stammte von Hades. Die CIS wollte ihn sprechen, genauer gesagt ein Mann namens David Hassan. Es schien dringend zu sein, er sollte sich beeilen. Da Chynas Jäger nicht verfügbar war, blieb ihm nur eine Alternative. Er wollte sie nicht alleine zurück lassen, immerhin fand er Gefallen an ihr.
Also startete er einen direkten Versuch. „Hör mal, ich muss dringend nach Hades. Und ich kann leider nicht warten, bis deine Jendevi wieder klar ist. Also, wie sieht es aus?”
Chynas Blick wanderte vom Jäger weg hin zu Deacan. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, hatte laut „Ja!” gerufen. Sie versuchte aber, cool zu bleiben.
„Dann los, ich meine, wenn ich dich nicht störe.”
Statt einer Antwort schob Deacan eine Leiter an seinen Jäger heran, er kletterte hinauf und öffnete das Cockpit. Dann schwang er sich auf seinen Sitz. Chyna stand noch unten.
„Willst du auf eine Einladung warten? Na los, komm schon hoch!”
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Die Stufen der Leiter nahm sie im Eilschritt, schob dann ihren Hintern auf den Platz hinter Deacan und schnallte sich an. Das Cockpit hier erschien ihr viel größer als das ihrer Jendevi, es war heller und die Aussicht war besser. Sie konnte sogar über Deacans Schulter sehen und alles, was vorn passierte, mitverfolgen.
Per Intercom holte Deacan die Starterlaubnis ein, dann gab er Schub. Ein Ruck ging durch den Jäger. Schnell verließ man den Hangar und flog von der Planetenoberfläche weg, hinaus ins All.
„Ich glaube, wer diesen Anblick einmal gesehen hat, kommt nie wieder von der Fliegerei los.” Deacan zeigte mit der Hand nach hinten, wo sich Hermes befand.
Der Planet war in diffuses Licht gehüllt, am Rand konnte man schon den Sonnenaufgang erkennen. Das Licht wurde intensiver, Deacan aktivierte den Sichtschutz. Er kontrollierte kurz die Instrumente, und hielt nach der nächsten Jumpboje Ausschau.
Ein kurzes Geräusch lenkte jedoch seine Aufmerksamkeit auf das Radar. Es zeigte einen Kontakt an. Deacan erhöhte die Reichweite des Gerätes. Zwei rote Punkte verhießen nichts Gutes. Er schaltete den ID-Scanner seiner Maschine ein, um zu erfahren, mit was er es hier zu tun bekäme.
„Schwierigkeiten?”
Chyna hatte Deacans Aktionen mitverfolgt, sie kannte die Prozedur nur zu gut.
„Eine Vendetta und eine Tacon. Sie sind beschäftigt.”
„Und womit?”
Deacan ließ den Scanner weiter suchen.
„Schon klar. Die haben es auf einen Transporter abgesehen. Entfernung etwa vierhundert.”
Chyna spürte, wie ihr Puls nach oben jagte. Natürlich hatte auch sie schon Piraten gejagt, sie nutzte aber dabei stets einen Wingman, oder sie blieb in der Nähe der Geschütztürme ihres Frachters. Deacan aber war allein.
„Dann los.” Er gab per Nachbrenner enorm Schub. Ohne die Trägheitsdämpfer im Schiff wären beide jetzt tot. Auf Chynas Platz gab es keinerlei Instrumente, also sah sie dem Piloten ständig über die Schulter.
Langsam wurde der Frachter größer, es war ein Schiff Typ Ilia, eine ältere Version. Und jetzt konnten sie auch die Angreifer erkennen. Beide versuchten, dem Geschützfeuer des Frachters auszuweichen. Deacan schaltete zunächst die Vendetta als Ziel auf. Der Pilot hatte die Drakkar wohl noch nicht bemerkt, oder er sah in ihr keine Bedrohung. Deacan kam unaufhaltsam näher. Kurz bevor die Vendetta wieder hinter den Aufbauten der Ilia abtauchen konnte, eröffnete er das Feuer.
Die Kravenlaser schnitten sich durch das All und schlugen auf den Schilden des Gegners ein. Bereits mit den ersten Treffern verloren diese fast die gesamte Energie. Der Vendetta-Pilot versuchte sich aus der Schussbahn heraus zu manövrieren.
Zwecklos. Deacans Drakkar war ihm in diesem Punkt überlegen. Erneut lösten sich von der Drakkar Salven tödlicher Energie. Sie verfehlten ihr Ziel nicht. Das Heck der Vendetta wurde regelrecht zerfetzt. Treibstoff floss ins All, die Elemente für die Steuerung versagten. Ein letztes Mal betätigte der Söldner den Abzug, und der Gegner verschwand in einer Explosion.
Die Tacon hatte versucht, Deacan und dessen Beute einzuholen, ihre geringe Geschwindigkeit ließ das jedoch nicht zu.
Jetzt war sie das Ziel. Eine einfache Aufgabe. Die Tacon besaß zwar enorme Feuerkraft, konnte diese allerdings nur bei langsamen und unbeweglichen Zielen nutzen. Deacans Jäger war aber weder langsam noch träge. Seine Geschütze trafen genau ins Schwarze. Die Tacon wehrte sich mit einer Rakete.
Deacan drehte ab. Laut den Sensoren handelte es sich um eine Brute-Rakete. Schnell und zielgenau. Viel Zeit blieb ihm nicht, selbst mit Nachbrennern holte das Geschoss ihn so oder so ein.
Chyna sah die Rakete jetzt auch, da flog der Tod, und ihr Name stand darauf. Sie sah sich schon in einer Rettungskapsel, als die Rakete plötzlich ihren Kurs änderte. Ging ihr der Treibstoff aus?
Nein, gewiss nicht. Der sichere Tod drehte ab und schoss auf die Tacon zu. Zum Ausweichen war es zu spät. Sie schlug genau ins Cockpit ein, man sah Luft entweichen. Die Tacon begann zu trudeln, Deacan flog frontal auf sie zu und feuerte. Nach wenigen Treffern zerbarst der Feind in viele Trümmer, die still von dannen schwebten.
Chyna atmete auf. Aber wieso hatte die Rakete sie verfehlt? Das ergab keinen Sinn. Gab es Systeme, die so kuriose Ereignisse herbei führen konnten?
„RTS.”
Deacan hatte Chyna Gesichtsausdruck wohl bemerkt und war jetzt bemüht, Antworten zu geben. Er ließ ihr keine Zeit für eine Frage.
„Return to Sender. Eine nützliche kleine Erfindung der CIS. Dieses kleine Ding sendet einen Impuls aus, der in drei von vier Fällen die Zielaufschaltung von anfliegenden Raketen löscht und statt dessen die ID des Angreifers in den Suchkopf einpflanzt. Man kommt sehr schwer an so etwas ran, ich habe es seit vier Monaten. Um genau zu sein, neben mir fliegen offiziell nur elf andere zivile Jäger damit herum.”
Deacan drehte seinen Kopf wieder nach vorn, er überflog noch einmal den Frachter, vollzog eine Siegerrolle und drehte dann in Richtung Jumpboje ab. Laut Navigationscomputer würde der gesamte Flug rund zwei Stunden in Anspruch nehmen. Zwei Stunden Langeweile.
Zumindest war es normalerweise so.
 
QuailPilot said:
Besides...He makes people interested in it. He is making it suspenseful. (I can only read a little german, so I'm waiting for the english version.)

Btw: the first part in english is online - see thread: soon - english version of Privateer - das Erwachen!

Enjoy!

Deacan
 
wow! absolutely amazing stuff :) From what i've read so far it's almost as good as a Robert A. Heinlein, Ben Bova or Isaac Asimov sci-fi story if you ask me. *thumbs up*

Any chance to get ahold of a printed copy? ;)

and btw: MORE!MORE!MORE! :D


echt fesselnd und liest sich weg wie nichts! Normalerweise lese ich nie längere Geschichten am PC, aber das hier ist wirklich verdammt gut und hat Suchtpotential! *mehr haben will*
Du solltest wirklich darüber nachdenken, ein Buch über ein Thema zu schreiben, wo du nicht auf copywrights achten musst und dein Werk am Ende verkaufen kannst ;)
 
Während des Fluges war Chyna unheimlich still. Ihr gingen tausend Sachen durch den Kopf, angefangen von Dingen wie der Frage, warum sie ein derartiges Risiko einging und ihren Hals mit in die Schlinge, die eigentlich für Deacan bestimmt war, hinein legte.
Ihr Blick wanderte nach draußen. Viel zu sehen gab es nicht, im Hyperraum war alles dunkel, ab und zu flog mal ein Frachter oder die Miliz vorbei. Da ihr Vordermann sich weder rührte noch einen Ton von sich gab, vermutete sie, dass er eingeschlafen war und auf diese zugegeben recht entspannende Weise sich die Flugzeit verkürzte.
Deacan schlief aber nicht. Er hatte gerade die Pins, die er von Jenna und Monica auf Hermes zurück bekommen hatte, beim Wickel. Sein MACS scannte die Aufzeichnungen und wandelte sie in Textdateien um. Das was er da zu lesen bekam, war absolut nicht jugendfrei.
Aber auch nicht sonderlich hilfreich. Keine Informationen, die Deacan hätte verwenden können. Eben Pech.
Aufgeben war für ihn aber nicht drin, er musste also anderes an die Sache heran gehen. Direkter. Und damit wurde es leider auch schwieriger. Deacan sah in der Reflexion der Frontscheibe Chyna und die Langeweile, die sie vor sich her schob.
Er beschloss, für ein wenig Unterhaltung zu sorgen, und drehte sich in ihre Richtung. Sie schien in Gedanken versunken zu sein und bemerkte daher zunächst die neue Sitzposition des Piloten nicht. Erst als der mit dem Finger vor ihrer Nase schnippte, kehrte sie in die Realität zurück.
„Wie weit waren wir denn weg?” Deacan legte das Kinn auf seine Hand.
„Wer weiß. Interessiert es dich wirklich?”
Er zog, wie so oft, die Augenbrauen hoch.
„Erzähl einfach.”
„Ich dachte nur kurz an mein Zuhause, weißt du? Ich meine, ich wüsste gern, was dort derzeit so abläuft.”
Falsches Thema, Deacan kannte Heimweh nicht und konnte hier nicht mitreden. Er wollte aber auch nicht so einfach das Thema wechseln.
„Möglicherweise könnten wir ja einen kleinen Abstecher zu dir nach Hause machen. Wenn wir hier fertig sind.” Chyna versuchte, es Deacan in punkto Augenbrauen hoch ziehen gleich zu tun, es wirkte aber ein wenig anders, lustiger eben.
„Da wir gerade beim Wort „Fertig” sind: wäre es nicht an der Zeit, dass du mir ein wenig mehr über bestimmte Dinge erzählen würdest? All diese kleinen Sachen passieren doch wohl nicht täglich, oder? Man versucht, dich abzuknallen, dann sagst du, im All hätte man das auch versucht. Also, ich höre dir gerne bei deinem Versuch zu, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.”
Der Söldner merkte, es nützte nichts, noch weiter den Geheimnisvollen raus hängen zu lassen. Chyna wollte Fakten. Nun gut, vielleicht fand sie ja eine brauchbare Lösung.
Er holte kurz Luft, wandte seinen Blick von Chyna ab.
„Nun, alles begann vor zwei Jahren. Damals übernahm ein Mann namens Lev Arris die Kontrolle über den Clan.”
„Welchen Clan?”
„DEN CLAN. Der Name Kronos sagt dir sicher etwas, oder? Die Vendetta vorhin, das ist ein Schiff des besagten Clans. Er hat niemals einen richtigen Namen gehabt, aber er war für Terror und Tod hier verantwortlich. Selbst die CIS hatte keine Chance gegen ihn. Erst als Arris das Steuer übernahm, kehrte kurz Ruhe ein. Wie er das gemacht hatte, weiß keiner. Vermute ich mal. Es wird aber erzählt, das Arris Bruder den Clan ursprünglich geführt hatte. Arris soll ihn mit Hilfe der CIS getötet haben, eigentlich eine gute Tat, der man den Segen geben sollte. Danach kehrte kurzzeitig Ruhe ein, es gab sogar wieder regen Handel entlang der äußeren Sonnensysteme.”
„Und warum hat sich diese Lage nicht stabilisiert?”
Deacan sah kurz auf seine Cockpitinstrumente.
„Den genauen Grund kenne ich nicht. Das Verschwinden des großen Clans verursachte aber einigen Wirbel bei den kleineren Piratenclans, sie verloren einen wichtigen Partner, insbesondere was Waffenlieferungen betrifft. Und ich glaube, dass einige von ihnen versuchen, neue Beziehungen zu knüpfen.”
Deacan hielt kurz inne.
„Diese neuen Partner könnten die Privateers sein.”
Chyna lehnte sich zurück. „Die Gilden? Ist das dein Ernst?”
„Ja, leider. Deshalb habe ich auch den ganzen Tumult rings um mich herum. In letzter Zeit verschwanden etliche der alten Söldner. Meist auf seltsame Weise. Nicht, das denen nie was passieren würde. Aber das sind echte Profis, die wissen, wann man sich zurückziehen muss.”
„Und du warst also der Nächste auf der Liste der zu entfernenden Störfaktoren?”
„Allerdings. Es hätte auch fast geklappt. Zum Glück hatte ich nur kurz vorher etwas Geld in ein Paar Warpschilde investiert. Das hat mir den Hals gerettet.”
„Und weiter?”
„Dummerweise fing ich an, Fragen zu stellen. Und jetzt stehe ich fast allein da.” Chyna verzog ihr Gesicht, als würde sie in etwas saures beißen.
„So allein wie du denkst bist du nicht.” Sie tippte sich mit den Finger auf die Brust.
„Super, die Kavallerie ist also schon an Bord.”
Sie bemerkte sofort den sarkastischen Tonfall in Deacans Stimme.
„Sicher, ich bin vielleicht nicht so ein guter Pilot wie du, dafür habe ich sehr einflussreiche Freunde. Ich habe demnach doch einen gewissen Nutzfaktor, oder etwa nicht?”
„Warten wir es ab. Im Moment kann ich jede Hilfe gebrauchen, die ich kriegen kann.”
Deacan wandte sich wieder nach vorn den Instrumenten zu und ließ einige Diagnoseprogramme laufen.
Die Zeit verging angenehm schnell, man hatte sich auch noch so einiges zu erzählen. Deacan hatte versucht, Chyna ein wenig von den Machtverhältnissen innerhalb des Tri-Systems zu berichten, er machte ihr aber auch klar, dass sich alles binnen weniger Stunden verändern konnte. Seine Begleitung interessierte sich besonders für den großen Clan, und warum wieder Schiffe dieser Organisation im Umlauf waren.
Deacan vermutete, dass es innerhalb des Clans zu Konflikten gekommen war und ein Teil der Clanmitglieder die alte Lebensweise wohl nicht aufgeben wollte. Vormals war der Clan eigentlich ein Wirtschaftsunternehmen gewesen, mit Beziehungen bis in die höchsten Ebenen. Es kam jedoch zum Machtwechsel, und aus friedlichen Frachtpiloten wurden potentielle Killer.
Wie gesagt, Lev Arris hatte zur Zeit das Kommando, er schien aber einen großen Teil seiner Leute nicht im Griff zu haben. Deacan würde Arris gerne kennen lernen, bisher ergab sich jedoch keine Möglichkeit dazu. Arris glich ohnehin eher einem Phantom als einer realen Person.
 
Hi Com,

na, zum glück muss ich nicht warten auf mein Buch. :D

Habe hier mal einen Design-Entwurf angefertigt für dieses süchtige Büchlein, das ich auch eins mein eigen nennen darf.

Was meint Ihr dazu?

English:
the_awakening.gif


German:
the_awakening_de.gif
 
Looks quite good, dear Ser Hudson...

Wasen't there a face to on the cover? ...if I remember your words...

:rolleyes:

Deacan
-back on work-
 
of course,

but at first, i want to create a layout, before i take the picture from the real "Deacan Tron" in it. ;)
for this COM, this book is really very good. when you read this book, your life could be easier. :D
big thx goes on my brother, who translate this post in english, because my english isn´t allright. :( :cool:

Jacob Hudson
CIS, any Relay-Station(nobody knows where) ;)


PS: more of new "privateer - the awakening" layout-images coming soon...
 
Die Computerstimme seiner Drakkar lenkte die Aufmerksamkeit des Piloten wieder nach vorn.
Laut Sensoren befanden sich mehrere große Objekte, sprich Schiffe, im Orbit von Hades. Eigentlich war das nicht außergewöhnlich. Doch der Bordcomputer würde keinen Alarm schlagen, wenn es sich dabei nur um einfache Militärschiffe handeln würde.
Die Drakkar fiel aus dem Hyperraum, der Planet Hades wurde größer und Deacan erkannte sofort, dass hier etwas nicht stimmte. Wieder meldete sich die Computerstimme.
„Warnung! Sie sind als Ziel aufgeschaltet! Warnung!”
Der Pilot stellte den Alarm ab und versuchte den Angreifer per Radar ausfindig zu machen. Irgend etwas schien jedoch seine Systeme zu stören. Also, anders. Wozu hat der Mensch Augen? Er ließ seine Blicke quer durch das All schweifen, etwas zu erkennen war extrem schwierig, hier gab es nur sehr wenig Licht, mal abgesehen von Hades, der leicht rot schimmernd vor ihm lag. Die Sonne stand hinter dem Planeten, so das dies noch erschwerend dazu kam.
Dann allerdings glaubte er etwas sehr Grosses zu erkennen, das sich ihm frontal näherte. Er aktivierte den Nachbrenner, wollte näher heran um eine positive ID zu bekommen. Das Schiff, das sich da näherte, hatte wohl etwas gegen ihn. Jedenfalls eröffnete es das Feuer.
Schweres Abwehrgeschützfeuer, um genau zu sein. Damit wollte Deacan beim besten Willen keine Bekanntschaft machen und drehte ab. Jetzt erkannte er den Angreifer: Papagos, ein schwerer Kreuzer...
Deacan hatte keine Torpedos geladen und wollte sich auf keinen Kampf einlassen. Kaum war jedoch der Kreuzer aus seinem Blickfeld verschwunden, tauchte ein weiterer vor ihm auf. Dieser war gerade aus dem Hyperraum gesprungen und befand sich wohl in der Endtransitphase. Er wurde bedrohlich größer, man konnte jetzt Aufbauten ausmachen, sogar die Geschütztürme erkennen.
Und genau diese schwangen wütend herum und nahmen Deacans Drakkar aufs Korn. Zum Ausweichen blieb kaum Zeit. Die ersten Salven verfehlten den Jäger und verloren sich im Raum. Die nächsten trafen jedoch genau ihr Ziel. Die Schilde der Drakkar begannen schwächer zu werden.
Raus hier! Per Nachbrenner versuchte Deacan etwas Raum zwischen sich und den Kreuzer zu bringen. Die Anzahl der Treffer verringerte sich, die Schilde der Drakkar begannen sich wieder aufzuladen. Der Söldner warf einen Blick über die Schulter, die Kreuzer nahmen die Verfolgung auf. Deacan schätzte ihre Chance, ihn einzuholen, gleich Null ein. Er wollte einen Bogen um sie herum fliegen, um dann auf Hades zu landen.
Plötzlich aber ging ein Ruck durch den Jäger. Deacan sah auf die Statusanzeige seiner Schilde. Diese hatten gerade rund fünfundzwanzig Prozent ihrer Leistung verloren. Man begann, nach der Ursache zu suchen.
Ein Treffer!
Und zwar mit einer Rakete. Das RTS war wohl ebenfalls gestört. Jetzt erst erkannte der Privateer, dass er es nicht nur mit zwei Kreuzern, sondern auch mit etlichen Jägern zu tun hatte. Diese hatte sich hinter dem ersten Kreuzer versteckt gehalten, jetzt jagten sie hinter der Drakkar her. Rechts und links jagten Laserstrahlen dicht an Cockpit vorbei.
Abdrehen! Die Verfolger versuchten, dran zu bleiben und weitere Treffer zu landen. Deacan hingegen versuchte, zuerst einmal die Anzahl der Verfolger zu bestimmen. Vier, fünf Jäger. Allesamt vom Typ Tembler. Sehr schnell und gut bewaffnet.
Trotz seines Geschicks konnte er nicht allen Laserstrahlen ausweichen. Einen Treffer nach dem anderen musste er einstecken.
Eine Tembler brach aus der Formation aus. Jetzt war Deacan am Zug. Er drehte seine Maschine und bekam die Tembler vor sein Fadenkreuz. Deacan feuerte kurz seine Geschütze ab, dann klinkte er eine Proxima-Rakete aus. Diese schlug in den Bug der Tembler ein und tat dort ihr vernichtendes Werk. Der Jäger brach in der Mitte auseinander, die Trümmer verteilten sich im Raum.
Einer weniger! Man hätte Grund zur Freunde gehabt, wäre da nicht noch ein hübsches Quartett, das hinter einem her jagte. Und die vier machten es dem Söldner schwer, am Leben zu bleiben. Außerdem bemerkte er, dass sie ihn in Richtung der Kreuzer trieben. Er versuchte mehrfach auszubrechen, doch ohne Erfolg.
Eine Snipe-Rakete verfehlte seine Tragfläche nur knapp. Sie explodierte jedoch genau vor ihn und nahm ihn jede Sicht. In den wenigen Sekunden, die Deacan blind flog, steckte er mehr Treffer ein, als sein Jäger vertrug.
Die Heckpanzerung ging jetzt flöten, Deacan aktivierte den Warpschild. Dieser würde ihn für zwanzig Sekunden nahezu unverwundbar machen. Er nutzte diesen Moment, stoppte die Maschine. Eine Tembler kam nicht rechtzeitig zum Stillstand und knallte genau in Deacans Jäger. Dank der Warpschilde passierte der Drakkar nichts, die Tembler hingegen riss sich die rechte Rumpfseite auf und verlor dabei die Steuerung. Man brauchte nicht einmal mehr zu feuern, der angeschlagene Gegner war keine Bedrohung mehr.
Nummer zwei strich er von der Liste.
Als Deacan wieder Schub gab, hatte der Warpschild seine Schuldigkeit getan und brach zusammen, darunter hatten die Standartschilde noch immer nicht ihre volle Stärke erreicht. Erneut wurde die Drakkar mit Blasterstrahlen eingedeckt, von denen etliche ihr Ziel erreichten.
Dem Söldner blieb nur die Flucht nach vorn. Da er sowieso in Richtung der Kreuzer getrieben wurde, hoffte er, zwischen ihnen durch zu fliegen. Vielleicht trafen sie sich ja gegenseitig, oder erwischten einen der verbliebenden Temblerjäger. Er wusste aber auch, wie genau die Zielcomputer auf diesen Kreuzern arbeiteten, und dass seine Chancen, heil aus der Sache zu kommen, eigentlich gleich null waren.
Er sah nach hinten, zu Chyna. Die sagte keinen Ton und klammerte sich an der Rückenlehne ihres Vordermannes fest. Deacan war froh, keinen hinter sich zu haben, der vor Angst schrie oder gar tobte.
Sein Blick ging wieder nach vorn. Die Kreuzer wurden größer, genau wie die Tembler hinter ihm. Deacan wartete auf den Beginn des Kreuzerfeuers, um irgendwie ausweichen zu können. Er hoffte es zumindest.
Dann brach die Hölle los. Helles Licht begleitete die ersten Salven, die nach Deacans Jäger griffen und trafen. Die Drakkar verlor innerhalb von Sekunden sämtliche Schildenergie, der Pilot feuerte blindlings seine restlichen Raketen ab, mehr zur Beruhigung als in der Hoffnung, damit realen Schaden anzurichten. Teile der Panzerung lösten sich, doch die Drakkar hatte wohl nicht vor, zu zerbrechen. Die Tragflächen wurden regelrecht zerfetzt, das rechte Triebwerk versagte den Dienst. Ein weiterer Treffer ließ die Elektronik ausfallen. Sicherungen knallten durch, die Luft im Cockpit füllte sich mit beißendem Rauch.
Etwas explodierte vor Deacan, Teile der Instrumententafel flogen ihm entgegen. Er verspürte einen stechenden Schmerz und griff sich an die Schulter. Ein scharfes Stück Kunststoff hatte sein Shirt durchtrennt und steckte jetzt tief im Fleisch. Blut floss ihm über den Arm, er versuchte, die klaffende Wunde mit Gewalt zuzudrücken.
Chyna hatte das Ganze wohl mitbekommen, sie griff Deacan über die Schulter.
„Mach du vorne weiter, ich drücke die Wunde zu.”
Der Pilot hätte gern ein Wort des Dankes gesagt, allein der Schmerz hinderte ihn daran. Er griff wieder zum Controllstick. Innerlich verfluchte er jetzt seine Lage. Jede Bewegung der rechten Hand verursachte unsägliche Schmerzen. Auf wundersame Weise, oder sagen wir einfach mal mit Glück, schaffte er es tatsächlich, den Flug inmitten der Kreuzer zu überleben.
Seine Geschwindigkeit sank, zwei der Tembler waren noch immer hinter ihn her. Kämpfen war sinnlos. Es musste anderes gehen. Er ließ Treibstoff ab, ein riskantes Manöver, zumal die Gegner wieder das Feuer eröffneten. Zeitgleich kam er Hades immer näher. Er klinkte zwei Minen aus, beide zündeten schon bei Annäherung. Die Tembler konnten gar nicht ausweichen. Die Sprengkraft beschädigte die Jäger zwar schwer, machte sie aber nicht kampfunfähig.
Deacan war inzwischen gefährlich nahe an die Atmosphäre von Hades gekommen, die Rumpfnase der Drakkar begann zu glühen. Der Eintrittswinkel war extrem schlecht gewählt. Für Richtungskorrekturen blieb dem Söldner jedoch keine Zeit. Er hoffte, dass die Verfolger ihren Anflug abbrechen würden, sobald auch sie in die Atmosphäre eintauchen.
Er sah nach hinten. Tatsächlich drehte eine Maschine ab, die zweite verabschiedete sich mit einer letzten Geschützsalve. Das Heck der Drakkar begann zu brennen, jetzt da es genügend Sauerstoff gab. Die Maschine tauchte durch die Wolkendecke von Hades.
Deacan wusste, das er keine Überlebenschance hatte, wenn er es nicht schaffen würde, in der Nähe einer der großen Kuppelstädte zu landen. Er hatte sämtliche Instrumente verloren und musste sich daher auf seine Augen und seinen Instinkt verlassen.
Hades war auf dieser Planetenseite noch immer dunkel, die Sonne würde erst in Stunden hier aufgehen. Mit ihr würde aber auch der Tod kommen, ihre intensive Strahlung ließ die Temperaturen hochschnellen. Nicht weit entfernt entdeckte Deacan das Licht einer Siedlung. Er flog direkt darauf zu.
Die Drakkar ließ sich nicht stabilisieren, ein leichtes Trudeln setzte ein. Deacan versuchte wenigstens das Fahrwerk auszufahren. Er verspürte einen leichten Ruck, es gab jedoch keine Möglichkeit zu überprüfen, ob es auch verriegelt war.
Der Boden kam näher, dann schlug die Drakkar auf.
Das Bugrad brach ab, der Rumpf begann sich in den weichen Boden zu graben. Die Gurte rissen, Deacan schlug hart auf die Überreste der Instrumententafel auf. Nach knapp zweihundert Metern kam er dann zum Stillstand. Jetzt hieß es so schnell wie möglich die Maschine zu verlassen. Der Rumpf war völlig verzogen, das Cockpit ließ sich daher nur mit Gewalt öffnen.
Deacan legte sich auf den Rücken und begann, gegen das Glas zu treten. Nach dem zweiten Versuch brach der Verschlussbolzen ab, das Cockpit schwang auf. Chyna kletterte flink heraus, Deacan hatte gerade noch die Kraft, sich herausfallen zu lassen. Er schleppte sich mit Chynas Hilfe einige Meter vom Wrack weg. Dann glaubte er einen Landgleiter zu sehen, der sich rasch dem Ort des Crashs näherte.
Die Luft war dünn, er bekam Atemnot, ihn wurde schwarz vor Augen, seine Sinne schwanden...
 
short question to the german-reading people here:

Is it good? Something not quite clear? Critics are wellcome & helpful - I'm still on work with the second novel, so your comments are quite useful.

Deacan

Oh, btw: more?
 
... !!!
... Eingehende gesicherte Nachricht
... !!!
...
... Von
... Ser Jacob Hudson, ID - unbekannt, CIS
... Aufenthaltsort: unbekannt
...
... An
... Ser Deacan Tron, ID - 7909D, Privateer
... Aufenthaltsort: unbekannt
...
... Betreff: more? / mehr?
...
... Hallo mein Freund,
... meinst du nicht auch, das die Leute hier nicht schon genug angefüttert
... worden sind? Ich denke das es die Leute viel mehr reizen würde wenn
... Sie eines deiner Bücher über unsere Abenteuer selbst in der Händen
... halten können?
... Wie du dies machst ist und bleibt natürlich dir überlassen. Aber es
... währe schade wenn die Leute schon aus dem Forum herraus sich diese
... Tolle Erfahrung selbst verwehren würden.
...
... Gruß von irgendwo
... Ser Hudson
...
...
... PS: Komm mal wieder auf eine Tasse Kaffee vorbei

...
... !!!
... Ende der gesicherten Nachricht
... !!!
 
Like I said in the English thread, great work Deacan!!!
Whoo this is my 60th post!:)
 
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